27. Januar 2025

Bambu Lab: Sicherheitsupdate und Kontroversen in der 3D-Druck-Community

von Werner Fugmann - WF3D

Bambu Lab: Sicherheitsupdate und Kontroversen in der 3D-Druck-Community


In den letzten Wochen hat Bambu Lab, ein führender Hersteller von 3D-Druckern, mit einem neuen Firmware-Update für seine X1-Serie für Aufsehen gesorgt. Das Update, das am 16. Januar 2025 angekündigt wurde, zielt darauf ab, die Sicherheit der Drucker zu verbessern, indem es ein Autorisierungs- und Authentifizierungssystem für kritische Druckeroperationen einführt.

Doch die Reaktionen darauf sind gespalten: Während einige die zusätzliche Sicherheit begrüßen, sehen andere darin einen Angriff auf die Offenheit und Flexibilität, die die 3D-Druck-Community seit jeher schätzt.

Was ändert sich mit dem Update?

Das neue Firmware-Update führt eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen ein, darunter:

  • Autorisierung für kritische Operationen: Funktionen wie das Binden und Entbinden des Druckers, das Starten von Druckaufträgen (über LAN oder Cloud), Firmware-Updates und die Steuerung von Temperatur, Lüftern und AMS-Einstellungen erfordern nun eine offizielle Autorisierung.
  • Einschränkungen für Drittanbieter-Software: Beliebte Tools wie Orca Slicer oder BigTreeTechs Panda Touch können ohne die neue Software „Bambu Connect“ nicht mehr auf diese Funktionen zugreifen. Bambu Connect fungiert als Schnittstelle zwischen Drittanbieter-Software und dem Drucker.
  • LAN-Modus mit Autorisierung: Selbst im LAN-Modus, der bisher keine Internetverbindung erforderte, ist nun eine Autorisierung notwendig. Dies hat Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und der Kontrolle über die eigenen Geräte geweckt.

Warum das Update?

Bambu Lab begründet das Update mit Sicherheitsbedenken. Das Unternehmen verweist auf eine Zunahme von Cyberangriffen, darunter DDoS-Attacken und bis zu 30 Millionen unbefugte Anfragen pro Tag an ihre Server. Das neue System soll das Risiko von Remote-Hacks und unerwünschtem Datenverkehr minimieren.

Kontroverse in der Community

Die 3D-Druck-Community reagierte mit gemischten Gefühlen auf das Update. Kritiker sehen darin einen Schritt weg von den Open-Source-Prinzipien, die die Branche geprägt haben. Einige befürchten, dass Bambu Lab damit ein geschlossenes Ökosystem schaffen und die Nutzung von Drittanbieter-Software einschränken möchte.

Besonders umstritten ist die Einführung von Bambu Connect, das als „Zwischenhändler“ für Drittanbieter-Software fungiert. Während Bambu Lab betont, dass die Integration nahtlos sein wird, bleiben viele Nutzer skeptisch. Sie befürchten, dass dies der erste Schritt zu einem abgeschotteten System ist, in dem die Kontrolle über die eigenen Geräte verloren geht.

Bambu Labs Reaktion auf die Kritik

Um die Bedenken der Community zu zerstreuen, hat Bambu Lab nachträglich einen „Developer-Modus“ eingeführt, der es fortgeschrittenen Nutzern ermöglicht, ältere Netzwerkprotokolle wie MQTT weiterhin zu nutzen. Dieser Modus erfordert jedoch manuelle Konfiguration und bietet keinen offiziellen Support.

Zudem hat das Unternehmen klargestellt, dass das Update optional ist und Nutzer weiterhin ältere Firmware-Versionen verwenden können. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass veraltete Firmware wichtige Sicherheitsupdates verpassen könnte.

Ausblick: Was bedeutet das für die Zukunft?

Das Update von Bambu Lab könnte ein Wendepunkt für die 3D-Druck-Industrie sein. Es wirft die Frage auf, wie Unternehmen Sicherheit und Benutzerfreiheit in Einklang bringen können. Während Bambu Lab betont, dass die Maßnahmen der Sicherheit dienen, bleibt abzuwarten, ob die Community diese Argumentation akzeptiert oder sich alternativen Herstellern wie Prusa oder Creality zuwendet.

Für Nutzer, die auf Drittanbieter-Software angewiesen sind, bleibt die Entscheidung schwierig: Sollen sie das Update installieren und sich an Bambu Connect anpassen, oder auf ältere Firmware setzen und mögliche Sicherheitsrisiken in Kauf nehmen? Die Debatte zeigt, dass die Balance zwischen Sicherheit und Offenheit in der 3D-Druck-Welt weiterhin eine Herausforderung darstellt.


Meinung des Autors:

Ich sehe das Update nicht als Weltuntergang. Natürlich ärgert es Leute, die Orca Slicer oder Hardware wie Panda Touch in ihren Abläufen fest etabliert haben, weil sie jetzt Workarounds brauchen. Andererseits kann ich Bambu Lab verstehen, wenn sie ihr System sicherer gestalten und vor Fremdzugriffen schützen wollen.

Dass sie Drucker wirklich abschalten oder bestimmte Filamente verbieten, halte ich für extrem unwahrscheinlich – das wäre ein Desaster für ihr eigenes Image. Trotzdem bleibt ein Beigeschmack, wenn so etwas in den AGB steht.

Ich glaube aber auch, dass Open Source im 3D-Druck weiter zurückgehen wird. Selbst sehr offene Hersteller bewegen sich zunehmend in Richtung geschlossener Systeme. Wohin das führt, kann niemand genau sagen, aber es kann gut sein, dass wir mehr kostenpflichtige Services und weniger Gratis-Features erleben werden. Free stuff is gonna die, sorry! Wer damit überhaupt nicht umgehen kann, findet vielleicht bei Prusa oder Creality Alternativen. Oder eben auch nicht? Dort ist auch nicht immer alles komplett offen, also Augen auf bei der Druckerwahl.

Ich denke, dass Bambu Lab hier einen schwierigen Spagat versucht: Einerseits müssen sie auf die wachsenden Sicherheitsbedrohungen reagieren, andererseits wollen sie ihre Nutzer nicht verprellen. Dass sie nach der Kritik den Developer-Modus eingeführt haben, zeigt, dass sie auf die Community hören – auch wenn es vielleicht nicht die perfekte Lösung ist.

Langfristig wird die Branche wohl einen Mittelweg finden müssen zwischen Sicherheit und Offenheit. Vielleicht ist das Update von Bambu Lab ein erster Schritt in diese Richtung, auch wenn es für viele erstmal wie ein Rückschritt wirkt. Letztendlich liegt es an uns Nutzern, zu entscheiden, welche Art von System wir unterstützen wollen – und welche Kompromisse wir dafür bereit sind einzugehen.

Top-Deals für deine Kreationen

Melde dich zum Newsletter an und erhalte die besten Deals!